Gospel

Der Sinn des Kreuzweges nach C. G. Jung


Karwoche 2012

Das Beten des Kreuzweges in der  Fastenzeit  hat den Sinn, dass wir uns an das Leiden von Jesus erinnern,aber auch an unsere Vergänglichkeit im irdischen und unsere Wiederauferstehung. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus uns Leben geschenkt!  Darum singen wir in der Kirche oft den Vers:

“Im Kreuz ist das Heil, im Kreuz ist das Leben, im Kreuz ist die Hoffnung.”

Im Kreuzweg Jesu erkennen wir aber auch unser eigenes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Da gibt es Stationen der Krankheit, Enttäuschung oder gar des Todes, es gibt aber wohl auch welche des Glücks, wo uns Menschen  begegnen, die uns lieben und uns helfen in ihrer Liebe, Stationen der Freundschaft.Der Kreuzweg ist eine alte Form der Nachahmung, des Nacherlebens eines wichtigen Heilsereignisses der christlichen Religion: des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Entstanden ist er in Jerusalem, an den ursprünglichen Orten, die gläubig, leidend, feiernd nachgegangen wurden. Später fand er in Europa Eingang und schmückt schon seit Jahrhunderten römisch-katholische Sakralräume.
Er ist allerdings nicht nur Bildwerk, sondern auch Entwicklungsweg. Hier der „Werdeweg des Gottessohnes zum Tode“. gespeist aus einer Bilderwelt, welche Bibel und Tradition mit einbezog und auf den Menschen selbst verweist.
Die Wirklichkeit des Gottessohnes ist der Mensch; die Wirklichkeit der Seele und der Leib mit Empfindungs- und Erlebnisfähigkeit; die Wirklichkeit des Jenseits ist der Ewigkeitscharakter alles Zeitlichen; die Wirklichkeit der Erlösung ist das innere Wissen um den Sieg über „Tod und Teufel“, das heißt, über alles Ungute und Vergängliche.
Diesen „Wirklichkeiten“ folgt auch der hier dargestellte Symbolik der traditionellen 14 Stationen  als Geburt und Werdeweg des Gottessohnes dar. Wobei das Leiden und Sterben des historischen Jesus von Nazareth, als Grundmuster für den gesamten menschlichen Lebensweg nach C.G.Jung gesehen wird.
Der Zyklus folgt einer Zweiteilung: Die ersten sieben Bilder stellen das Werden des Menschen in der ersten Lebenshälfte bis zur Reife und vollen Handlungsfähigkeit in der Welt dar, bis zur Ausbildung der Persona.  Die zweiten sieben Bilder die Entwicklung in der zweiten Lebenshälfte bis zur geistigen Reife und Vorbereitung auf den Tod, die Individuation und Entwicklung zu Ganzheit.

Beide Reihen (1 – 7 und 8 – 14) Stellen das Thema auf jeweils ihrer Ebene dar und sind in Bezug zueinander lesbar.

Jesus wird zum Tod verurteilt Entscheidung Anfang Jesus begegnet den weinenden Frauen.
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern Annahme Verwirklichung Jesus fällt zum 3. Mal unter dem Kreuz.
Jesus fällt zum 1. Mal unter dem Kreuz. Unsicherheit Ausgeliefertsein Jesus wird seiner Kleider beraubt.
Jesus begegnet seiner Mutter, Maria

Begegnung mit  dem Gegengeschlechtlichen

Ausbildung <- Anima/Animus -> Bewusstwerdung

Jesus wird an das Kreuz genagelt.
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.

Anpassung <– Äussere Welt –> Entsagung

Ausbildung <-Persona/Schatten->Bewusstwerdung

Jesus stirbt am Kreuz.
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.

Diesseits/Triebe<-Innere Welt->Geistig/Jenseits

Ichwerdung <———> Selbstwerdung

Jesus wird vom Kreuz abgenommen.
Jesus fällt zum 2. Mal unter dem Kreuz. Eigenständigkeit Ganzheit Jesus wird ins Grab gelegt. Auferstehung.

1.Station

Jesus wird zum Tode verurteilt. Ganz am Beginne eines jeglichen Lebensprozesses steht ein Gericht . Im traditionellen Kreuzweg ist dies das Leben Jesus Christi als Gottessohn und die damit zusammenhängende Herausforderung der bestehenden religiösen Machtverhältnisse.
Nach christlicher Anschauung ist es Gott, der jedem Menschen seine Möglichkeiten im Leben, in der Gesellschaft, der Kultur, der Familie zuordnet, und die Freiheit des Willens. Anhänger der asiatischen Religionen, sehen den Beginn des neuen Lebens als Ende des alten an und betrachten den Platz, der im Leben eingenommen wird als Resultat (Gericht) des vorhergegangenen.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und benedeiten dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.

V :  Der unschuldige Jesus, der niemals ein Unrecht getan, wird zum Tode verurteilt, und zwar zum schmählichsten Tode am Kreuze.

Damit Pilatus für einen Freund des Kaisers gehalten werde, übergibt er Jesus der Willkür seiner Feinde.

Welch schreckliches Verbrechen: die Unschuld zum Tode verdammen und Gott mißfallen, damit man den Menschen gefalle (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten.

A :  Unschuldiger Jesus! / Ich habe gesündigt, / Ich habe den ewigen Tod verschuldet./ Damit aber ich lebe, / nimmst du das Todesurteil willig an. / Wie soll ich in Zukunft leben dürfen, / wenn nicht für dich allein? / Solange ich aber den Menschen zu gefallen suche, / kann ich dein Diener nicht sein. / Lieber will ich also den Menschen / und der Welt mißfallen, / damit ich dir allein gefallen möge. / Amen.

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus !

A : Erbarme dich unser

2.Station

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter.Das Kreuz als Sinnbild des Lebens, der eigentlichen Lebensaufgaben, die nur dann sinnvoll angegangen werden können, wenn sie – trotz aller Hindernisse – angenommen werden .

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Als Jesus das Kreuz erblickte, hat er nach ihm mit großen Verlangen seine blutenden Arme ausgestreckt, hat es innig umfangen, herzlich geküßt und auf seine verwundeten Schultern gelegt. Obwohl er todschwach war, hat er dennoch frohlockt und ist wahrhaft groß seinen Weg gegangen.(wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Werde ich wohl ein Freund Jesu Christi sein können, / wenn ich ein Feind des Kreuzes bin? / Du lichtes und gutes Kreuz! / Ich umfange dich, / ich nehme dich von der Hand Gottes an. / Es sei ferne von mir, / daß ich mich in anderem rühme/ als im Kreuze./ Durch dieses soll mir die Welt / und ich der Welt gekreuzigt sein./ Dann werde ich allein dein sein, / o Jesus. / Amen.

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

3.Station

Jesus fällt zum erstenmal unter dem Kreuze. Wohinein auch immer die Geburt geführt hat, in körperliche Gesundheit, körperliche Behinderung, in Armut- oder Überfluss, die erste Beziehung ist die zur Familie.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Als der liebe Heiland das schwere Kreuz auf seinen Schultern trug, wurde er durch dessen Schwere zu Boden gedrückt und tat einen schmerzlichen Fall. Unsere Sünden und Missetaten haben sich wie eine schwere Last auf Ihn gehäuft und ihn zu Boden gedrückt. Seine Liebe zu uns hätte ihm ja sonst das Kreuz zu einer leichten und süßen Bürde gemacht.(wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Mein Jesus! / Du hast meine Bürde auf dich genommen / und die schwere Last meiner Sünden getragen, / Auch ich will dein Joch auf mich nehmen, / damit wir, / einer des anderen Last tragend, / das Gesetz erfüllen./ Dein Joch ist süß / und deine Bürde ist leicht./ Darum trage ich sie gerne / und nehme auch willig mein Kreuz auf mich / und folge dir nach / Amen.

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

4.Station

Jesus begegnet seiner tiefbetrübten Mutter. Die erste Hauptperson ist in der Regel die Mutter. An dieser Beziehung, der Liebe richtet sich das Menschenkind auf (oder sinkt herab, wenn es der derer mangelt).

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Was für ein schmerzlicher Anblick muß es gewesen sein, als die betrübliche Mutter Maria ihren geliebten Sohn Jesus das schwere Kreuz daher tragen sah! Welch unaussprechliche Schmerzen wird sie in ihrem Mutterherzen empfunden haben! Sie verlangte für Jesus oder mit Jesus zu sterben. Bitte die schmerzhafte Mutter, daß sie auch dir bei deinem Hinscheiden gütig begegnen wolle. (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Jesus! Maria! / Ihr betrübten Herzen! / Ich bin die Ursache eurer so bitteren Schmerzen. / Laßt auch mein Herz / mit Schmerzen erfüllt werden. / Du schmerzhafte Mutter, / teile mit mir deine Schmerzen / und lass mich dein Herzleid empfinden, / damit ich mit dir trauere / und du mir zuhilfe kommest / in letzter Not, / im Tode / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

5.Station

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. Der „Vater“ als Sinnbild für die inneren Werte, äussere Normen und Ziele verstanden (eben als der „Vater“ Christi – des Gottessohnes – “seht ihr mich seht Ihr Gott”), die im Innern, hier im Herzen, tragen und formen. Der Vater im «Himmel» – der normative Aspekt des Göttlichen.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Simon von Cyrene wird gezwungen, dem todschwachen Jesus das Kreuz tragen zu helfen. Jesus nimmt ihn als Weggefährten und Gehilfen des Kreuzes an. Wie gerne nehme er auch dich mit, wenn du nur wolltest. es ruft dich er ladet dich ein: Nimm dein kreuz auf dich und folge mir nach! Weigerst du dich ? schäme dich, wen du dein Kreuz nur gezwungen trägst! (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Mein Jesus! / Du hast gesagt: / Wer sein Kreuz nicht trägt / und mir nicht nach folgt, / ist meiner nicht wert. / Damit ich deiner würdig werde, /will ich dir das Kreuz tragen helfen./ Auf dem Kreuzweg will ich dir / ein Gefährte und Gehilfe sein. / In deine blutigen Fußstapfen / will ich eintreten / und dir nachfolgen, / damit ich zu dir gelange in das ewige Leben. / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

6.Station

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch dar. Die Zeit der sexuellen Reife, die Auseinandersetzung mit den eigenen Triebkräften , und den Menschen aus dem sozialen Umfeld. Hierzu gehört auch das Geben (Tuch) und Nehmen, ebenso wie das achten auf die Bedürfnisse des anderen (Schweiß) Aber  nicht nur körperliche Zeugungskräfte, sondern auch Gestaltungskräfte sind, die im seelischen Bereich als Kreativität erlebt wird.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Veronika reicht Jesus aus Mitleid den Schleier ihres Hauptes als Schweißtuch dar, damit er sein todbleiches, mißhandeltes Antlitz abtrockne; er aber hat ins Schweißtuch das Bildnis seines Hochheiligen Angesichts eingedrückt. Ein kleiner Dienst, eine große Belohnung! Welchen Dienst und Dank erstattest du deinem Heiland für so große Wohltaten? (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Mein Jesus! / Was soll ich dir vergelten für alles, 7 und du mir und für mich getan hast? / Ich übergebe mich dir ganz / zu deinen Dienste, / die opfere ich mein Herz; / drücke dein Bildnis tief ein, /damit es in mir immer ausgelöscht werde in Ewigkeit./ Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

7.Station

Jesus fällt zum zweiten mal unter dem Kreuze. Der aus der inneren Wandlung und Reifung gewordene  Mann schaut auf das, was Anlage in ihm schlummert – so er die Reife dazu hat.  Wenn nicht,dann wäre der Kreuzweg (nach Freud) hier zu Ende. Dann wäre der Gottessohn wiederholt gefallen – bestenfalls erfolgreich im Beruf und in der Partnerschaft aber ohne Bezug zur Transzendenz.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Jesus liegt in seinen Schmerzen abermals unter dem Kreuze zu Boden und mit seinem heiligsten Angesichte auf der Erde. Dennoch wird ihm von den unbarmherzigen Henkersknechten nicht ein Augenblick der Ruhe vergönnt; er wird mit Schlägen aufgetrieben und mit Stricken fortgezogen. So bedrücken Jesus meine immer wiederholten Sünden. Das sehe ich, und ich sollte noch Lust haben weiter zu sündigen? (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Jesus! / Erbarme dich meiner! / Reiche mir deine barmherzige Hand und unterstütze mich, /damit ich nicht mehr in die alten Sünden falle./ Ich habe gesagt / und nun soll mit allen Ernste / der Anfang gemacht werden./ Nimmer mehr will ich sündigen./ Stärke mich o Jesus, / mit deiner Gnade / ohne die ich nichts vermag, / damit ich meinen Vorsatz unverbrüchlich halte. / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

8.Station

Jesus tröstet die weinenden Frauen. Der Weg nach innen, ist der Weg des  Absteigens in die Welt des Unbewussten und die Auseinandersetzung mit den dort waltenden Kräften. Die Frage nach dem Sinn des Lebens, des eigenen Schicksals, der eigenen Aufgabe.  Aus der Vergangenheit kommen die Impulse und Verstrickungen, die die Gegenwart gestalten und so wie diese erlebt und in dieser gehandelt wird, entstehtdie Auseinandersetzung mit dem „Schatten“ und Anima. Aus der eigenen Seelenlandschaft) aus der wieder neue Ereignisse entsteht  eine neue Gegenwart, in der wieder entschieden und gehandelt wird hat mit dem Selbst und wenig mit den anderen zu tun. Hier beginnt ein neuer Zyklus.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Die frommen Frauen weinen über den leidenden Heiland . Er aber wendet sich zu ihnen und sagt ; Weinet nicht über mich sondern über euch und eure Kinder; über die begangenen Sünden weinet, weil sie ja Schuld sind an meinem Leid. So weine denn auch Du meine Seele : Es ist Christus nichts lieber und dir nichts nützlicher als die Tränen der Reue über deine Sünden.(wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Mein Jesus! / Mit dem Propheten möchte ich sagen: / Wer wird meinem Haupte Wasser / und meinen Augen Tränen geben, / damit ich bei Tag und Nacht / meine Sünden beweine? / Ich bitte dich / bei deinen bitteren und blutigen Tränen, / gib mir die Gnade wahrer Reue./ Erschüttere mein Herz, / daß ich immerdar dein Leiden / und meine Sünden Beklage! / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

9.Station

Jesus fällt zum dritten mal unter dem Kreuze.Jedem fällt sehr schnell auf, was der „Andere“ ändern kann und sollte – im eigenen Verhalten fällt
diese Wahrnehmung mehr als schwer. Werden die (eigenen Verhaltens-) Muster erkannt, dann steht die Entscheidung zum «Verweilen» oder zum «Verändern» an. Allerdings ist diese Entscheidung nicht nur einmal und auch nicht so einfach. Denn die eigenen Muster erlauben dem Ich eine Anpassung and die Aussenwelt und sind aus der Entwicklung der Persona hervorgegangen. Das zu ändern entsteht erst aus einem Leidensdruck (Krankheit,neue Umwelt, Veränderung der sozialen Struktur) heraus, und ist angstbesetzt.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Als der abgemattete Jesus mit dem Kreuze am Fuße des Kalvarienberges angelangt war, ist er abermals zu Boden gefallen. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn er sein heiliges Haupt ganz und gar zerschlagen hätte. Seine Liebe aber ermattet nicht. Was muss es doch für eine entsetzliche Last um die Sünden sein! Jesus drücken sie oft zu Boden und mich hätten sie schon längst in die Hölle hinab gestürzt, wenn mich nicht die Verdienste des Leidens Christi gehalten hätten. (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Barmherziger Herr Jesus! / Dir sei unendlicher Dank gesagt, daß du mich nicht in Sünden hast sterben lassen. / und in den Abgrund der Hölle hast fallen lassen. / Ich hätte es wohl verdient./ Entzünde in mir / einen neuen Eifer zum Guten / und erhalte mich beständig in deiner Gnade, / damit ich nimmer in Sünden falle, / sondern in Guten standhaft verharre, / Amen.

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

10.Station

Jesus wird seiner Kleider beraubt.Im traditionellen Kreuzweg würfeln hier die Söldner um die Kleidung der Todeskandidaten.
Beim genaueren Wahrnehmung der eigenen Wesenstrukturen, werden auch viele Charakterzüge der Persona  als „angezogen“ und „übergestülpte Maske“ wahrgenommen, die „ausgezogen“ werden können. Das Würfeln ist eine Form des „Orakeln“ – dem Überlassen der Ereignisse an die nicht wahrnehmbaren Schicksalsmächte – das heute als Tarotkarten, Sternstellung oder auch als I Ging Befragung, vielen Menschen hilft, die äußeren „Hüllen“ (Sichtweisen) abzulegen und sich mit dem
Eigentlichen (der inneren seelischen Landschaft und deren Muster) auseinanderzusetzen. Das Loslassen – entkleiden – der angepassten und eingeübten Verhaltensformen, der „Persönlichkeit“(Persona = Maske des Schauspielers im griechischen Theater) und die Aufnahme mit den wirklich
schaffenden Kräften im persönlichen und unpersönlichen Unbewussten ist die Aussage dieser Station.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Es werdendem Heiland die Kleider ausgezogen oder vielmehr hinweg gerissen. Welch ein Schmerz! Mit den Kleider die tief in die blutenden Wunden eingedrungen waren, wird auch die anklebende Haut weggerissen. So fangen alle Wunden von neuem zu bluten an. Die Kleider werden ihm ausgezogen, damit er nackt und bloß sterbe. Wie gut würde auch ich sterben, wenn ich den alten Menschen mit seiner bösen Neigung und Begierden ausgezogen hätte! (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Ja mein Jesus! / ich will den alten Menschen ausziehen / und einen neuen Menschen anziehen, / der nach deinem Wohlgefallen, / nach deinem Wusch und Willen ist. / Sollte es auch meiner sinnlichen Natur noch so schwer werden, / so will ich doch meinen Leib nicht schonen, / Aller Eitelkeit der Welt entblößt, / verlange ich zu sterben, / damit ich mit dir ewig lebe. / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

11.Station

Jesus wird ans Kreuz genagelt.Auseinandersetzung  mit dem Gegengeschlechtlichen.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Jesus seiner Kleider beraubt, wird nun auf dem Kreuz grausam ausgestreckt und mit Händen und Füßen angenagelt. Ein unbeschreiblicher Schmerz. Jesus schweigt, weil es der Wille des himmlischen Vaters ist; er trägt es mit Geduld, weil er mir zuliebe leidet. Meine Seele! Wie verhältst du dich im Leid; welche Ungeduld zeigst du, welche Klagen führst du! (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Geduldiger Jesus! / ich verabscheue und verwerfe meine Ungeduld. / Ja, Herr, / nimm mich mit meinen Begierlichkeiten und Lastern / an dein Kreuz hinauf! / Ich strecke meine Arme aus / und ergebe mich dir willig. / In allem geschehe dein heiliger Wille. / Nur deine Gnade gib mir, / und ich verlange nichts weiter. / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

12.Station

Jesus wird erhöht und stirbt am Kreuze. Bewusstwerdung und Integration von Schatten und Seelenkomplexen in das Bewusste ergibt das Ganzwerden im Selbst und das Annehmen des Bösen in sich. Im Buddhismus, entspricht das der  Auflösung des Ich.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Sieh Jesus am Kreuz an! Da hängt er nackt und bloß. Schau auf die Wunden, die er aus Liebe zu dir empfangen hat! Die ganze Gestalt des Gekreuzigten ist ein Bild der Liebe; Das Haupt ist geneigt, das Herz ist geöffnet, die Arme sind ausgespannt, jede Wunde ist ein Unterpfand seiner Erlöserliebe, Welche Liebe! Jesus Stirbt damit der Sünder lebe und vom ewigen Tode erlöst werde (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Mein Jesus, was wäre das für eine Gnade, / wenn ich aus Liebe zu dir sterben könnte! / Laß mich wenigstens / den Eitelkeiten der Welt absterben / und nur deiner Liebe leben! / Wie wird mir die Welt / mit ihren Nichtigkeiten verleidet, / wenn ich dich nackt und bloß / am Kreuze hängen sehe. / Nimm mich / o Jesus, / in dein durchbohrtes Herz hinein ! / Dir gehöre ich ganz und gar. / Nur dir will ich leben und sterben. / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

13.Station

Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß Maria gelegt.Wenn wir aufhören selbstbestimmt sein zu wollen, alles aus der Kraft des bewussten Erlebens und der bewussten Wahrnehmung tun zu wollen, sondern unseren Standpunkt verlagern, mit dem „Kopf nach unten“ in Bereichen hineinzureichen die wir ansonsten meiden und vielleicht auch verleugnen, kommen wir in einem Zustand den das Bewusstsein als zerstörend empfindet, als „tödlich“. Die Seele setzt sich dabei Kräften aus, die von der Ratio aus nicht mehr nachvollziehbar oder gar bestimmbar sind. Jede Traumsuche, jede schamanische Reise, Individuation nach C-G.Jung oder tiefere Meditation führt aus der lichten Welt des Bewusstsein hinaus in „unbewusste Welten“, die in Wirklich nicht tot oder zerstörend sind, sondern das Selbst ohne Zürnen und ohne Zagen;

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Am Kreuze hatte Jesus ausgehalten bis ans Ende. Jetzt wird er vom Kreuze abgenommen und will nun wie im Leben so auch Tod im jungfreulichen Schoße Mariens, seiner Mutter, kriegen. Sei beständig im guten und laß nicht vom Kreuze! Wer ausharrt bis ans Ende, der wird selig. Bedenke, wie rein jenes Herz sein soll, in das der hochheilige Fronleichnam Jesu Christi im allerheiligsten Sakrament des Altares aufgenommen wird. (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :   Mein Jesus! / Ich bitte dich demütig: / Halte mich fest an deinem heiligen Kreuz, / ich will daran leben und sterben. / Erschaffe in mir ein reines Herz, / damit ich in der heiligen Kommunion / deinen allerheiligsten Leib würdig empfange. / Bleibe du in mir / und laß mich nimmermehr von dir geschieden werden. / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

14.Station

Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt. Aus dem was wir zulassen – aus den „unbekannten“ Bereichen unseres Wesens – wird das Neue  entstehen können, was durch bewusstes lernen und studieren nie entstehen kann. Veränderungen entstehen durch Loslassen (der bewussten Handlungsmuster). Annahme (der vitalen Kräfte der Seele) und der Verwirklichung des in uns angelegten. Die «Individuation» (C.G. Jung), oder «Gottsohnschaft»: «Geantwortet hat ihnen Jesus: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: «Ich habe gesprochen: Götter seid ihr?» – ist etwas von Gott gewolltes und erstrebenswertes.

V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,

A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

V :  Der Leichnam Jesu wird in ein fremdes Grab gelegt. Der Herr hatte am Kreuze nichts, wohin er sein heiligstes Haupt legen konnte. Er hat auch kein eigenes Grab, weil er eben von dieser Welt nicht war. Du hängst so stark an dieser Welt. Bist du denn von dieser Welt? Verachte die Welt, damit du nicht mit ihr zugrunde gehest! (wird still gebetet)

V : Lasset uns beten

A :  Du hast mich erschaffen für den Himmel, / was soll ich denn von dieser Welt noch erwarten? / Auf dem Kreuzwege, / denn mir dein Heiland und Erlöser / mit seinen Fußstapfen gebahnt hat, / will ich meinem Vaterlande, / den Himmel , zuwandern. / Dort soll meine Wohnung / und meine Ruhe sein in Ewigkeit . / Amen

V : Gekreuzigter Herr Jesus Christus

A : Erbarme dich unser

 Aufopferung

Gütigster Herr Jesus Christus!, Ich sage dir innigen Dank für die großé Barmherzigkeit, die du mir auf diesem Kreuzweg erwiesen hast.

Ich opfere ihn dir auf zur Verehrung deines bitteren Leidens und Sterbens, zur Verzeihung meiner Sünden und zur Nachlassung der verdienten Strafen, zur Hilfe und zum Troste der armen Seelen im Fegefeuer. Endlich bitte ich dich demütig, o Jesus, laß dein heiliges Blut, dein bitteres Leiden und Sterben an meiner armen Seele nicht verloren sein. Amen.

Ganz am Beginne eines jeglichen Lebensprozesses steht eine Gericht = ein Beschluss der etwas richtet, ausrichtet, und dabei auf einen anderen Lebensprozess aufbaut. Im traditionellen Kreuzweg ist dies das Leben Jesus Christi als Gottessohn und die damit zusammenhängende Herausforderung der bestehenden religiösen Machtverhältnisse. Denk weiter.
Nach traditioneller christlicher Anschauung ist es Gott, der jedem Menschen seinen Platz im Leben,
in der Gesellschaft, der Zeit, der Familie (usw) zuordnet, zurichtet. Anhänger der asiatischen
Religionen, sehen den Beginn des neuen Lebens als Ende des alten an und betrachten den Platz, der
im Leben eingenommen wird als Resultat (Gericht) des vorhergegangenen.